Rückgang polnischer Zuwanderung: Bedeutung für die berufliche Gleichstellung von Frauen in der Lausitz

Nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes haben im Jahr 2024 erstmals seit 25 Jahren mehr Menschen aus Polen Deutschland verlassen, als zugezogen sind. Insgesamt wanderten 90.807 Personen von Deutschland nach Polen aus, während 82.082 in die andere Richtung gingen. Dieser Trend ist Teil einer breiteren Entwicklung, die auch andere mittel- und osteuropäische Länder betrifft, und steht in engem Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Annäherung von Ost- und Westeuropa.

Für Deutschland insgesamt, und für die Lausitz als Grenzregion im Besonderen, hat diese Entwicklung spürbare Folgen. Unsere Region hat in den vergangenen Jahrzehnten stark von polnischen Arbeitskräften profitiert. Viele von ihnen arbeiten in Sektoren wie Pflege, Landwirtschaft, Gastronomie, Hotellerie, Reinigung oder Einzelhandel – Branchen, die auch in der Lausitz überdurchschnittlich häufig von Frauen geprägt sind.

Ein Rückgang polnischer Arbeitskräfte kann den bestehenden Fachkräftemangel in diesen Bereichen verschärfen. Dies kann einerseits zu steigender Arbeitsbelastung und schlechteren Arbeitsbedingungen für die verbleibenden Beschäftigten führen. Andererseits könnte der Mangel Betriebe dazu zwingen, Löhne zu erhöhen, Arbeitszeiten flexibler zu gestalten und verstärkt in die Qualifizierung einheimischer Frauen zu investieren.

Besonders kritisch ist die Lage in Bereichen wie der häuslichen Pflege oder Kinderbetreuung. Hier haben polnische Arbeitskräfte bislang dazu beigetragen, dass viele Frauen in der Lausitz Beruf und Familie miteinander vereinbaren konnten. Eine Verschlechterung dieser Angebote birgt die Gefahr, dass Frauen ihre Erwerbstätigkeit reduzieren oder ganz aufgeben müssen.

Für die Lausitz bedeutet der Trend eine doppelte Herausforderung: Der demografische Wandel lässt die Nachfrage nach Pflege- und Betreuungsleistungen steigen, während gleichzeitig das Arbeitskräftepotenzial sinkt. Um die berufliche Gleichstellung von Frauen zu sichern, sind gezielte Maßnahmen erforderlich – von verbesserten Betreuungsstrukturen über faire Löhne bis hin zu Weiterbildungsprogrammen in Berufen mit hohem Fachkräftebedarf.

Der Rückgang polnischer Zuwanderung ist damit nicht nur ein wirtschaftlicher Faktor, sondern auch ein gleichstellungspolitisches Thema, das in der Lausitz besondere Aufmerksamkeit verdient.

Quelle: Euronews

© Foto: Mateusz War. / Wikimedia Commons

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